Vanessa und Claude, Uppsala
Merci, sagte er, als ich den beiden die Tür aufhielt und schon hatte ich „angebissen“.
Die Gelegenheit zur Kommunikation auf Französisch bietet sich ja nicht so oft in diesem Land, in dem ein jeder entweder perfekt Schwedisch oder fast genauso perfekt Englisch spricht.
Belgier waren das, zumindest dem Autokennzeichen nach, und offenbar also frankophon.
Da standen wir also in der Küche des Campingplatzes. Sie bereiteten ihr Frühstück vor, ich kochte Tee.
Glücklich sahen sie nicht aus - überhaupt nicht. Beide in dicken Anoraks, sie sogar mit Pudelmütze, fröstelnd nach der letzten Nacht im Zelt.
Bei näherer Betrachtung eindeutig Vater und Tochter, Claude und Vanessa, wie sie sich später vorstellten.
Vor einer Woche seien sie in Schweden angekommen. Nach zwei Tagen wären sie am liebsten schon wieder nach Hause gefahren.
Was gäbe es in diesem Land schon Besonderes? Oui, la nature et alors? …was sie in Belgien nicht auch hätten … dans les Ardennes … direkt vor der Haustüre …et plus joli que ça!
Zwei Tage hätten sie in der Region Dalarna, in Mora, verbracht. Da sei der Hund begraben, gerade mal ein paar Häuser und eine Kirche. C’est tout!!!
Oh Mist, dachte ich. Da wollten wir doch jetzt auch hin - nach Dalarna, ins „Herz Schwedens“, wie es hieß.
Richtig emmerdés waren sie. Natürlich auch wegen des schlechten Wetters.
Seit ihrer Ankunft: Regen, Regen, Regen und diese verdammte Feuchtigkeit, die in jede Faser ihrer Klamotten kroch.
Oh je, les pauvres! Das konnte ich natürlich verstehen, sie taten mir leid. Mit Auto und Zelt bei deeeem Wetter!
Da sind wir mit unserer Minna ja die reinsten couilles molles dagegen, dachte ich und fühlte mich fast schuldig.
Und dann dieses - Uppsala! Après 2deux jours - vraiment - ça suffit!
Offenbar auch eine herbe Enttäuschung, diese Stadt, die in den Reiseführern als das „Cambridge Schwedens“ angepriesen und in höchsten Tönen gelobt wird.
Es klang, als müssten sie flüchten.
Aber hatten sie sich denn nicht informiert? Was hatten sie erwartet?
NICHTS! Sie wären nie hierher gefahren - das schien vor allem Claude klarstellen zu wollen - hätten nur Vanessas Mann begleitet.
Der mache nämlich ein zweiwöchiges Survivaltraining dort oben in Dalarna
… ohne Zelt wohlgemerkt !!! ... und den Schlafsack dafür hätte er sich selbst herstellen müssen. Figurez-vous!
Hörte sich heftig an. Ich hatte schon von solchen Trainingscamps gelesen.
Non, non, on ne se fait pas du souci! Er hatte es ja so gewollt.
Aber … er wäre vielleicht besser alleine gefahren!, sage ER, während SIE schwieg.
Heute wollten Claude und Vanessa dann noch nach Stockholm weiter.
Meine Reaktion reflexartig: Sofort versuchte ich ihnen das „Venedig Schwedens“ schmackhaft zu machen; des musées, des expositions, du shopping, de l’architecture ancienne …
Sie lächelten etwas müde. So ganz überzeugen konnte ich sie nicht.