Terje Brænd, Sollia/Rondane
Die Minna hat jetzt Piggdekk
Reifen mit Spikes.
In Deutschland seit 1975 verboten (§ 36 Abs. 1 StVZO).
Hier sind sie erlaubt vom 1. November bis nach zum 1. Sonntag nach Ostern. Oder Montag?
Tasche ist, ohne landest Du schneller im Straßengraben als Dir lieb ist. Im besten Fall…
Nein, ganz ehrlich. Das Problem ist die gefrierende Nässe. Außerdem wird hier kein Salz gestreut.
Unser Gastgeber Bart meinte, oh ja, Spikes wären eine gute Idee. Und wir sollten mal im Supermarkt fragen. Das wären Schrauber.
Und so haben wir dann Terje Brænd kennengelernt.
Nein, eigentlich haben wir zuerst Gjermund kennengelernt. Das ist der Sohn von Terje.
Gjermund ist 22 und arbeitet im Joker (das ist der Supermarkt). Kennt jeden. Ist super vernetzt. Und ein echt feiner Kerl.
Oh ja, hat er gesagt, Spikes wären eine gute Idee. Bei dem Gewicht. Also von der Minna.
Hat gleich angefangen zu recherchieren.
Auf jeden Fall kam dann ein paar Tage später die Nachricht, die Reifen wären da. Und wir sollten Sonntag (!) um 10 in die Werkstatt kommen.
Und da war dann Terje, der Vater.
Erst hat er gesagt, wir sollten ihm das Auto da lassen, er würde es irgendwann im Laufe des Tages machen. Doch weil wir nicht wußten, wie wir da wieder wegkommen (ohne die Minna) und weil wir ein paar Fotos machen wollten vom Reifenwechsel, hat er es dann doch sofort gemacht.
Er hat sich vermutlich über unser Interesse an seiner Arbeit gefreut.
Terje ist eigentlich Schreiner von Beruf. Autos sind seine Leidenschaft.
Er hat einen Camaro, eine Corvette und einen grünen VW Käfer, Baujahr 1975.
Und in seiner Werkstatt steht noch ein Ford Mustang. Also, wenn man genau hinschaut, sieht man, daß es mal einer war.
Terje ist kein Poser. Niemand der hochtourig und mit qualmenden Reifen Pirouetten auf der Straße dreht.
Er hat einfach nur Spaß daran, die alten Dinger wieder auf Vordermann zu bringen.
Während er die Spikes auf unsere Felgen gezogen hat, haben wir geplaudert.
Immer wieder hat er zwischendurch sein Handy gezückt und uns Fotos gezeigt.
Von den Autos, den Bergen, Bilder von seiner Familie, der Alm, auf der er einen Großteil seiner Kindheit verbracht hat.
Terje ist hier in Rondane aufgewachsen. Und wenn man ihm zuhört, dann spürt man, wie sehr er diese Landschaf liebt.
Eine Stadt sagt er, das wäre nix für ihn. Okay Lillehammer (Olympiastadt 94, 27.000 Einwohner), das ginge gerade noch, aber sonst…
Er geht Jagen (so wie fast alle hier), Fischen (so wie fast alle hier) und er geht natürlich regelmäßig wandern (obwohl er das früher gar nicht gern gemacht hat).
Aber als er gehört hat, daß wir noch auf die Lofoten wollen, hat er große Augen bekommen.
Da würde er auch gerne mal hin, hat er gesagt. Noch weiter in den Norden.
Eine Meinung hat er auch
Terje sagt z.B., die Norweger wollten immer die Besten sein in allem.
Und das sei nicht gut.
Was er damit meint, wollten wir wissen.
Na, z.B. die E-Autos. Es werden immer mehr, vom Staat großzügig subventioniert, viele Privilegien.
Aber die Umweltfreundlichkeit sei eine Mogelpackung. Wegen der Akkus und ihrer Herstellung. Die Rohstoffe usw., Lithium, z.B.
Die gute norwegische Luft ginge auf Kosten anderer.
Und die Alternative?
Diesel!
Nach 2 Stunden waren die Spikes aufgezogen.
Terje hat von uns 11.000 NOKs bekommen und eine Flasche Waldrausch vom Kirnermarteshof in Oberried, den uns Bernd Gänswein mit auf die Reise gegeben hat.
Ein paar Tage später haben wir Terje’s Sohn Gjermund gefragt, wie man denn eigentlich mit Spikes fährt.
Seine Worte: „It’s better to drive carefully, than to end up in the ditch“