Oskar Nordin, Kabelvåg/Lofoten

Kabelvåg, Fitnessstudio Staersk, ein Montag Morgen.

Ich bin gerade dabei, meine geraden Bauchmuskeln zu trainieren als die Tür aufgeht. 

Ein junger Mann kommt rein, vielleicht Anfang 30. Er grüßt, lächelt und setzt sich ans Rudergerät. Mir fällt ein runder Gegenstand auf, den er neben sich auf den Boden legt. Etwa handtellergroß, auf der Oberseite leuchten 2 grüne Lämpchen. Sicher ist er Arzt, denke ich mir und hat Bereitschaft…

Ich wechsle den Raum (zu den Hanteln), schaue in einer kurzen Trainingspause aus dem Fenster. Autos parken am Straßenrand, Leute gehen vorbei, auf dem Gehweg vor dem Studio steht ein Kinderwagen. 

Momentmal…Schlagartig kommt mir ein Gedanke.

Könnte der Gegenstand auf dem Boden ein Babyfon sein? Sind die hier in Kabelvåg tatsächlich so cool?

Wir hatten in den verg. Wochen immer wieder den Eindruck, daß dies ein außergewöhnlicher  kleiner Ort ist. Auffällig unaufgeregt, ziemlich entspannt, viele junge Leute, kaum Touristen.

Aber daß sie ihre Kinder auf dem Gehweh lassen und ins Fitnessstudio gehen…

Nach einer halb/dreiviertel Stunde verläßt der junge Mann das Studio. Mein Blick wandert wieder zurück nach draußen. Mal sehen, ob ich recht habe.

Er bleibt tatsächlich vor dem Kinderwagen stehen, schaut kurz durch das Plastikfenster und schiebt zufrieden den Gehweg runter. 

2 Wochen später treffen wir ihn wieder. Und wieder steht der Kinderwagen vor dem Studio, liegt das Babyfon neben dem Rudergerät.

Es ist unser letzter Tag in Kabelvåg. Das letzte Training. 

Ich spreche ihn an und lerne Oskar Nordin kennen. Einer von den Jungen in Kabelvåg.

Auch so ein netter unkomplizierter Typ. 

Ich erzähle ihm, daß mich das ziemlich beeindruckt mit dem Kinderwagen draußen. Und daß sich das bei uns zuhause niemand trauen würde. 

Oskar antwortet, daß sein Sohn Frej heißt und bald ein Jahr alt wird. Aber heute sei nicht so ein ganz guter Tag, sagt er

„Er hat Husten“

„Ja, ich hab gesehen, daß Du ein paar Mal draußen gewesen bist“, sage ich

„Aber jetzt schläft er“ Oskar lächelt erleichtert.

Ich fühle mich etwas unwohl, weil ich ihn vom Training abhalte.

„Ihr seid ziemlich cool hier, was Eure Kinder betrifft“ 

Ich zeige auf den Kinderwagen draußen vor dem Studio.

„Findest Du? Kabelvåg ist ziemlich ruhig. Wir kennen uns alle. Da kann nicht viel passieren“

„Und in einer großen Stadt?“

„Du meinst Oslo oder so? Da wären wir vermutlich auch nicht ganz so entspannt.“

Das beruhigt mich ein bisschen. 

Oskar erwähnt noch, daß er u.a. wegen des Surfens auf die Lofoten gekommen ist.  

Ob ich ihn mal begleiten kann, wenn wir im Mai nochmal zurückkommen, will ich noch wissen.

Der Fotos wegen.

„Klar, kein Problem. Melde Dich einfach“

 

Auf unserem Weg zurück durch Kabelvåg kommen wir am Hjørnet Kafé vorbei.

Auf dem Gehweg davor steht auch ein Kinderwagen. Ich kann erkennen, daß das Kind darin seelenruhig schläft. 

Auf der anderen Straßenseite noch einer. 

Wirklich, ein außergewöhnlicher Ort, dieses Kabelvåg