Johan, Kabelvåg/Lofoten

Es war kurz vor Sonnenuntergang in Kabelvåg

Ich stand auf einer kleinen Anhöhe im Neubaugebiet und fotografierte hinaus aufs Meer. Hoffte auf die rosa Stunde.

Unter mir, zu meiner linken stand ein grauer Wohnklotz in erster Reihe. Häßlich. Protzig. Paßte gar nicht in diese Landschaft. 

Warum war so etwas hier genehmigt worden? 

Das Haus daneben war das genaue Gegenteil. 

Kaum größer als ein Bauwagen. Auf Rädern und aus Holz. 

Ein Tiny House. Mit einem kleinen Ofenrohr an der Außenseite. Und mit Gurten abgesichert. 

Damit es beim nächsten Sturm nicht von der Klippe weht. 

Wer da wohl wohnt?

Auf der Wendeplatte am Ende der Straße hielt ein VW Bus. 

Ein Mann mit roter Dauenjacke stieg aus. Stativ und Kamera in der Hand. 

Sah nicht aus wie ein Tourist. Eher ein Local. Einer, der sich auskannte.

Hatte er dort unten vielleicht die bessere Perspektive?

Ich stieg hinunter und lernte Johan (mal wieder ein Johan) kennen. Aus Schweden (Schon der 3. Johan aus Schweden) 

Lebt schon seit Jahren in Kabelvåg

Leider nicht im Tiny House. 

Trotzdem fühlt er sich hier sehr wohl. Auch wegen der vielen jungen Leute. 

Überhaupt seien die Menschen offener im Norden, more open minded.

Wir standen eine halbe Stunde zusammen, kamen von den jungen Leuten und vom Lofoten-Wohlfühlfaktor zur Fotografie und und schwärmten irgendwann vom Licht und den Farben. 

Wir sollten unbedingt die Mitternachtssonne erleben, meinte Johan. Die Stimmung sei unglaublich. Mit nichts zu vergleichen. Und so wohltuend.

Man müsse sich halt daran gewöhnen, daß es nicht dunkel wird.

Ich erzählte, daß ich gelesen hätte, daß die Farben auch während der Polarnacht beeindruckend seien. Also wenn die Sonne überhaupt nicht aufgeht, zwischen November und Februar. 

Er stimmte mir zu. Es sei gar nicht so dunkel, wie man immer glaubt. Viel Dämmerung, viel blau. 

Und genauso einmalig wie die Mitternachtssonne.

Es machte Spaß, mit Johan zu plaudern. Wir teilten dieselbe Leidenschaft. 

Irgendwann trennten sich unsere Wege.

Schade.

Ich hätte gerne noch ein wenig weiter geschwärmt.

Achhja. Wenn wir im Mai zur Mitternachtssonne noch einmal auf die Lofoten zurückkommen, möchte ich herausfinden, wer in dem Tiny House wohnt.