Clara und Louise, Mysusaeter/Rondane
Ein Morgen auf einem Schotterparkplatz im norwegischen Nationalpark Rondane.
Es regnet. Die Nacht war kalt. Man kann erkennen, daß die Bergspitzen oberhalb weiss geworden sind.
Am Abend vorher haben wir einen grandiosen Sonnenuntergang erlebt.
Da haben die Berge regelrecht geglüht und wir kamen aus dem Staunen nicht heraus.
Was für ein Spektakel.
Aber nicht jetzt. Jetzt ist alles grau. Trostlos. Irgendwie abweisend.
Wir stehen hier mit der Minna, weil die Toilette auf dem Parkplatz nicht abgeschlossen ist. Und warmes Wasser gibt es auch.
Ganz pragmatisch. Da darf man nicht lange überlegen…
Um uns herum Leere. Kaffee und Kiosk haben längst geschlossen. Die Hüttenkolonie ist verlassen. Die Saison unmißverständlich vorbei. Uns fröstelt.
„Würdet Ihr uns mit runter ins Tal nehmen?“
Die zwei jungen Frauen sind plötzlich aus der grauen Nässe aufgetaucht.
Die Kapuzen ihrer Regenjacken tief ins Gesicht gezogen.
„Der Bus fährt nicht mehr"
End of Season. Betrieb eingestellt.
„Natürlich nehmen wir Euch mit“
Und so machen wir die Bekanntschaft von Clara und Louise aus Stuttgart.
In der Minna läuft die Standheizung, wir kochen Ingwertee und dieser graue Morgen hat ganz plötzlich einen Lichtblick.
Die beiden haben 6 Tage im Gebirge verbracht. Und sie schwärmen.
Von der Landschaft, ihren Eindrücken, den Abenden und Nächten im Zelt, von der heißen Schokolade am letzten Abend und davon, daß alles so gut geklappt hat.
Und klar, kalt sei es auch gewesen. Ziemlich.
Ihre Begeisterung schmälert das nicht. Im Gegenteil.
Louise lebt inzwischen auf Island. Sie ist da hängen geblieben. Nach ihrem Aupair-Aufenthalt.
Arbeitet jetzt als Bergführerin und könnte uns über den Gletscher führen, sagt sie, wenn wir das nächste Mal nach Island kommen.
Clara studiert Medizin in Berlin und hat sich die Zeit freigeschaufelt für diesen Trip.
Zwei junge Frauen, die gemeinsam in Stuttgart zur Schule gegangen sind und sich jetzt nach Jahren zum Wandern in Norwegen verabredet haben.
Etwa 30 Minuten dauert die Fahrt runter ins Tal.
Ein letztes Foto auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt.
Eine sehr spontane, sehr schöne Begegnung.