Dass wir auf der Rückreise noch einmal hier vorbeikommen würden, stand von Anfang an fest.
Dass wir mehrere Tage bleiben und noch einmal arbeiten wollten, hatten wir vor ein paar Monaten beschlossen.
Dass das genau das Richtige war, weil sich so der Kreis auf wunderbare Weise schloss, spürten wir, als wir dort waren.
In der Auffahrt stand noch immer das Schild: Allt är bra. Alles ist gut!
Ihr erinnert Euch: Rikard hatte es während der Coronazeit aufgestellt.
Nicht nur ein Schild - sondern eine Haltung, eine Einstellung zum Leben, ein Appell… an uns?
Nach Ängagården zurückzukehren, hatte bereits etwas von einem Nach-Hause-Kommen.
Hier empfing uns eine wohltuende Vertrautheit: Sofie und Rikard mit ihrem Hund, der Hof mit dem Garten und den umliegenden Feldern,
das Wohnhaus mit den großzügigen und außergewöhnlichen Räumen und dann vor allem dieser Geruch;
dieser wunderbare, angenehm süßliche Duft, der uns schlagartig ein ganzes Jahr zurückversetzte.
Es war die großen Feige, die im Wintergarten wuchs, dort ihre Zweige den Fenstern und dem Licht entgegenreckte und ihr Parfum bis
in den letzten Winkel des Hauses schickte.
Geruchsassoziierte Erinnerungen, so heißt es, sind meist emotional aufgeladen und bleiben besonders dauerhaft im Gedächtnis.
Rikard und Sophie ging es jedenfalls gut, dem tumorkranken Hund Cosmo ebenfalls - Sofies liebevoller Hinwendung, Pflege und homöopathischer Behandlung sei Dank.
Rikard hatte mittlerweile seine Firma verkauft, ist jetzt also nicht mehr sein eigener Boss, sondern arbeitet seit September letzten Jahres als Angestellter. Unglaublich, wie dieser Nine-to-five-Job den beiden einen völlig neuen Lebensrhythmus auferlegt und ihr Zusammenleben verändert hat.
Eine große Umstellung, aber mit absehbarem Ende.
Rikard wird nur noch ein Jahr arbeiten müssen und danach frei sein. Frei für was auch immer! Und das mit gerade mal 50 Jahren!
Sofie ist seit September viel alleine. Da gibt es zwar Cosmo und ihr Studium, dem sie mit großer Leidenschaft folgt, aber auch lange Tage ohne viel Kontakt.
Vor allem der strenge und kalte Winter muss in dieser Hinsicht eine echte Herausforderung gewesen sein.
Um der „langen Weile“ etwas entgegenzusetzen, hatte Sofie wieder mit dem Singen angefangen, hatte nach dem Konzert in der Scheune, die wir damals extra dafür ausgeräumt hatten, versprochen, beim nächsten Mal selbst auf der Bühne zu stehen.
Diesen Auftritt hatte sie während der letzten Monate vorbereitet, zusammen mit einem Freund; er Gitarre, sie Gesang.
Bei einer ihrer letzten Proben durften wir zuhören und waren sehr beeindruckt.
In Ängagården warteten schöne Aufgaben auf uns: Eine Woche lang waren wir damit beschäftigt, den Bereich zwischen Gewächshaus und Grillecke herzurichten. Da gab es das Beet um den großen Mandelbaum herum umzugraben und dem Giersch dabei zu Leibe zu rücken, die lange weiße Mauer zu kalken, die Wiese dahinter mit dem Traktor zu mähen, die alte Sitzbank und die Tür zum Gewächshaus zu streichen und das Mosaik des Saunatauchbeckens zu flicken.
Wir waren am Ende ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis und vor allem hatte es gut getan, noch einmal zu arbeiten und sich im Tun mehr und mehr an den Gedanken zu gewöhnen, dass dies die letzte Station unserer Reise sein würde.
Hier in Ängagården hatte alles angefangen, hier sollte nun alles enden.
Rückschau mischte sich mit Erwartung, Melancholie mit Spannung, Wehmut mit Vorfreude.
Nachdem in den ersten Tagen unaufhörlich der Wind über Hof und Felder gepfiffen hatte, wurden wir gen Wochenende mit angenehmer Wärme und Sonnenschein beschenkt. Frühmorgens lockte das eiskalte Meer zu einem einsamen und erfrischendem Bad, tagsüber arbeiteten wir auf dem Hof und abends saßen wir mit Rikard und Sofie unter dem Pfirsichbaum in der Grillecke, bevor es uns zur goldenen Stunde noch einmal nach draußen auf die Felder zog.
Und so streifte uns Skåne auf den letzten Metern unserer Reise mit einem wunderbaren Schwedensommer-Hauch, dem wir hoffentlich noch lange werden nachspüren können. Eines ist jedenfalls gewiss: Wenn ich jemals wieder eine Feige rieche, werde ich in Gedanken sofort wieder dort sein.
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Hélène Demarcq (Samstag, 22 Juli 2023 17:05)
C'est une belle façon de conclure ce merveilleux voyage
un journaliste disait dans une émission récente que j'ai écoutée, "la mélancolie est le voyage des vies qu'on n'a pas eues". Vous êtes de petits veinards,, vous êtes condamnés à être heureux avec toutes les vies que vous avez eues durant cette année!
Nous pensons à vous.
Bon retour