The old willow

Und hör nur den Wind in den Weiden!«

»Es ist wie Musik - weit entfernte Musik«, sagte der Maulwurf und nickte schläfrig.

»Genau das habe ich auch gedacht«, murmelte der Ratterich träumerisch und matt.

»Tanzmusik, rhythmische Musik, die immer weitergeht, die auch gesungen wird.

Sie hat manchmal Text und manchmal nicht. Zwischendurch hör ich ihn und dann ist es wieder Tanzmusik.

Und dann wieder nichts anderes als das sanfte, zarte Wispern der Weiden.«

 

(Kenneth Grahame: Der Wind in den Weiden)

 

Wieder einmal war es der Zufall. 

Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht entschieden wir spontan, in Askersund anzuhalten. Ein kleiner Ort, an der Nordspitze des Sees Vättern.

Auf der Karte hatten wir einen kleinen Parkplatz an der Uferpromenade ausgemacht. Dort könne man, so lasen wir, 24 Stunden lang parken. 

Campen war verboten. Aber wenn man keine Stühle und Tische auspackte… 

Dann war das nicht Campen, dann war das Parken.

 

Vorne der See in der Abendsonne, rechts eine große Wiese, auf der die Locals grillten und Fußball spielten.

Doch mein Augenmerk galt der Weide auf der linken Seite, die sich über die gesamte Länge des Parkplatzes und darüberhinaus erstreckte.

Besonders hoch war sie nicht, sah eher aus wie ein riesiger Busch. Doch manchmal sind die Dinge eben nicht das, was sie zu sein scheinen.

Ich schob zwei Äste auseinander und „trat ein“.

 

Dieser Baum war außergewöhnlich 

Er hatte mehrere dicke Stämme, die aus einer gemeinsamen Mitte kamen, dann aber zunächst am Boden entlang krochen, bevor sie nach oben wuchsen,

sich verzweigten und am Ende ein großes kuppelförmiges Blätterdach bildeten. 

Mir kam das Bild einer riesigen Krake in den Sinn, dessen gewaltige Tentakel sich in alle Richtungen wanden. 

Die Weide schien uralt. Und sie hatte die Zeit mehr oder weniger unbeschadet überstanden.

Die Menschen in Askersund schienen ihr mit Respekt zu begegenen. Auch das war außergewöhnlich.

Wir balancierten vorsichtig über die geschwungenen Stämme und staunten andächtig.

Über uns rauschten die Blätter in der leichten Brise dieses schönen Abends. 

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