Johan saß auf einem kleinen Hocker mitten auf dem (zugefrorenen) See, hatte seine Handpan auf dem Schoß und fing an, darauf zu spielen.
Die Töne, die zeitlich leicht versetzt zu mir ans Ufer drangen waren nicht besonders laut aber deutlich.
Sie klangen sanft und waren auf eine sonderbare Weise wohltuend. Ich spürte ein Kribbeln im Nacken.
Johans Musik in dieser die Kulisse - dieser Augenblick berührte mich.
Eine Woche vorher hatten wir Johan Zaar auf einem Grillfest im Garten „unseres“ Hauses kennengelernt.
Schon bei unserem letzten Besuch in Rondane hatten wir von einem Künstler gehört, der hier mit seiner Familie lebte und ungewöhnlichen Musikinstrumente baute. Jetzt saß dieser Mann plötzlich neben uns am Lagerfeuer. Und das erste, was mir auffiel, er saß da ohne Handschuhe (bei Minus 15) und strahlte eine enorme Ruhe aus. Ein großer Kerl mit einem zotteligem Bart und einer Mütze, die nicht ganz auf seinen Kopf zu passen schien.
Irgendwann stand er auf, verschwand und kam mit einer seiner Handpans unter dem Arm zurück. Er setzte sich wieder ans Lagerfeuer, spielte ein paar Takte. Wir hatten so etwas noch nie aus der Nähe gehört.
Johan ist Schwede und kam vor vielen Jahren nach Norwegen. Er mochte die Sprache, die Menschen, Natur und Landschaft, schwärmte von den Frauen in Norwegen. Dann lernte er Stine kennen, eine Norwegerin, die beiden haben inzwischen eine gemeinsame Tochter.
Norwegen, das war damals das Land seiner Träume. Heute würde er das nicht mehr mit derselben Überzeugung sagen…
Wir haben Johan zuhause besucht. Und als erstes fiel unser Blick auf diese unglaublich schöne Holzskulptur.
Der Kopf einer Frau, aus Birkenholz. "Hab ich gemacht", sagte er.
Zu der Zeit fing er auch mit den Handpans an. Er mochte den Klang.
Aber spielen wollte er zunächst nicht. Erst eine eigene Handpan bauen. Und dann spielen.
Das sei ein ziemlich mühsamer Prozeß gewesen. Learning by Doing. Anfangen, ausprobieren - scheitern, weitermachen. Er haderte viel, manchmal verzweifelte er, wollte aufgeben - bis es ihm dann doch gelang.
Nach 3 Jahren habe er das erste Mal auf seiner eigenen Handpan gespielt.
Seine Werkstatt ist in einem hölzernen Container untergebracht. Direkt neben der Käserei.
Da sitzt er stundenlang, erhitzt den Stahl, formt, hämmert, so lange bis die richtigen Tonfelder entstehen, der perfekte Wohlklang. Das kann Tage dauern, manchmal Wochen.
Ob er immer noch dieselbe Freude daran hat? Und ich wußte sofort, daß diese Frage eigentlich überflüssig war.
Ohja sagt er. Es sei schön, etwas von Hand zu formen. Etwas, das Maschinen so nicht hinkriegen.
Johan saß da und spielte. Ich war ihm auf den See gefolgt und fotografierte.
Bewegte mich dabei ganz vorsichtig, weil der Schnee knarzte und ich diesen Augenblick nicht kaputt machen wollte.
Seine Fingerspitzen und Handballen schlugen abwechselnd auf die Wölbung der Handpan, immer im Rhythmus, nur die Melodie variierte.
Sanft und harmonisch. Wohltuend.
Hin und wieder blickte Johan hinauf zu den Bergen, die sich in einigen Kilometern Entfernung über dem See erhoben.
Und man konnte sehen, wie er diesen Augenblick genoß.
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Hélène DEMARCQ (Sonntag, 19 März 2023 10:34)
Cela fait longtemps que je ne suis pas venue sur le blog, quelle erreur, c'est toujours magique ..... je ne me lasse jamais de lire les portraits de vos rencontres ...