Wir sind nicht wie ursprünglich geplant in den Norden gefahren.
Es gab keine Jobs dort oben für uns.
Wir sind nach Rondane zurückgekehrt … Zunächst einmal!
Sind wieder in Sollia untergekommen, dem Dorf, das eigentlich kein Dorf ist, sondern nur eine Ansammlung von Höfen.
Haben wieder in Soltun Quartier bezogen, dem alten, gelben Holzhaus am Fuße der Hochebene.
Wohnen wieder in „unserem kleinen Studio“ im ersten Stock mit dem tollen Blick auf die Berge gegenüber.
Fahren wieder jeden Morgen mit der Minna die 10 km zur River Lodge,
arbeiten wieder für Benjamin und Karin …
Alles fühlt sich sehr vertraut an.
Und dennoch ist vieles anders!
Diesmal ist Winter! Richtiger Winter!
Ein Winter, so wie man ihn sich erträumt, … wenn man den Winter mag.
Seit Tagen, ja Wochen schneit es in Rondane - so viel wie schon lange nicht mehr. Selbst die Einheimischen staunen und schütteln die Köpfe.
Schneefall in unterschiedlicher Spielart:
mal heftig niederhauend, in Huschen, Schüben oder Böen - mal leise, dezent, sanft aber stetig.
Die Temperaturen nie über Null!
Was vom Himmel fällt, wirbelt oder schwebt, bleibt unweigerlich liegen, begräbt Berge, Täler, Seen, Dörfer unter einem riesigen weißen Tuch.
Macht vieles gleich, macht vieles hell, macht vieles licht, macht vieles rein!
Kiefern, Fichten und Lärchen tragen schwer an ihren dicken Hauben.
Birken und Erlen haben ihre Zweige um eine fragile weiße Hülle verdoppelt.
Zuweilen scheint die Last erdrückend.
Aber eine heftige Böe genügt und die zauberhafte Fracht fliegt dahin … woanders hin… nicht weg. Es ist ja nur der Wind.
Oben auf dem Fjell, da, wo die Vegetation sich flach an den kargen Untergrund klammert und sich Busch und Baum so rar machen,
dass der Blick an nichts mehr haften bleibt, ist nichts!
Nichts als weiß, ein weißes Nichts, bis zum Horizont oder auch darüber hinaus.
Selbst die Straßen ziehen sich unschuldig und wie gewaschen durch die Landschaft. Rechts und links begrenzt von sich türmenden Wänden.
Schneestangen in regelmäßigen Abständen zieren das mächtige Bollwerk.
Aber was für mickrige dünne Bambusstecken!? Schon im Herbst haben wir uns gewundert!
Hin und wieder kommt der Schneepflug, schrabbt mit seiner riesigen gelben Schaufel über die beschneite Fläche, schiebt eine weiße Bugwelle vor sich her. Lässt die Kanten höher wachsen - auf dem Hinweg rechts, auf dem Rückweg links -
die zarten Stangen noch ein Stück tiefer im frischen weißen Aufwurf verschwinden!
Hüte sich, wer da am Straßenrand steht oder gar sein Auto dort geparkt hat.
Kommen weder Pflug noch Fräse dem Wetter, geschweige denn dem Wind hinterher, dann fällt die Schranke!
Dann führt kein Weg mehr a u f noch ü b e r den Pass.
Dann wird’s da oben ruhig und still.
Dann bleiben die Kinder von diesseits des Fjells zuhause, statt jenseits die Schule zu besuchen. Höhere Gewalt!
Dann müssen die Gäste der Berghotels die Ruhe gezwungener Maßen verlängern, statt unfreiwillig in die Hektik des Alltags zurückzukehren. Höhere Gewalt!
Dann machen die Leute ihre Einkäufe unten im kleinen Joker statt oben im großen Kiwi. Höhere Gewalt!
Dann muss, wer unbedingt muss, „außen herum“:
Ein Stück das Gudbrandsdal hinauf und über’s Dovrefjell , die E 16 nehmen. Wenn die dann offen ist ?!
An die 200 km, auf alle Fälle mehr als 2 Stunden!
So auch wir am jenem Samstag, den 8. Januar 2023,
an dem Tag, als wir hierher zurückkamen
- nach Rondane - ins Winterwonderland.
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Winter Henning (Dienstag, 24 Januar 2023 13:04)
Christof, du bist ein echter Poet!
Heinz (Montag, 06 Februar 2023 13:01)
Traumhaft