Zwei Tage sei es noch schön, bevor dann der Regen käme, hieß es.
So hat uns das gute Wetter nach Norden gelockt.
Wir wollten die Herbstfarben oben im Gebirge sehen, im Fulufjället, dem Nationalpark an der Grenze zu Norwegen.
Immer noch DARLANA - nördlichstes Dalarna.
Den schönen Siljansee zu verlassen, fällt trotzdem etwas schwer.
Gerne wäre ich noch geblieben.
Bald fahren wir auf schnurgerader Straße durch endlose Birken- und Kiefernwälder.
Es wird immer einsamer … und die Landschaft immer eintöniger.
Vor uns der Asphalt, nichts als Bäume rechts und links. Unwillkürlich kommen uns „die Belgier“ in den Sinn.
Dann erhebt sich unvermittelt am Horizont ein langgestreckter Bergrücken.
Das Fulufjället liegt in der Landschaft wie ein großes schlafendes Tier.
Kilometer um Kilometer nähern wir uns ihm.
Wir sind im Besucherzentrum des Nationalparks.
Sie haben genau die richtige Musik ausgewählt für dieses Schauspiel: dezente und ruhige sphärische Klänge, dazwischen hin und wieder Vogelstimmen und Wolfsgeheul. Denn auch die gibt es hier, und Bären, viele Bären!
Wir blicken durch das vermeintlich zweitschönste Panoramafenster in Skandinavien- auf das schönste kommen wir noch zu sprechen.
Nach draußen in die Landschaft, die bis direkt an die riesige Scheibe heranreicht.
Da hinein begeben wir uns jetzt, betreten die Kulisse, werden ein Teil von ihr. Wir machen uns auf den Weg zu Old Tjikko.
Der Pfad führt uns zunächst durch das Hochmoor zum Njupeskär, dem höchsten Wasserfall Schwedens. Er versteckt sich hinter einem gelb leuchtenden Birkenwäldchen. Vom Gipfelplateau stürzt sich das Wasser 125 m tief in eine schroffe dunkle Schlucht. Hier ist es schattig, unwirtlich und feucht.
Uns zieht es zurück in die Wärme und ins Licht.
Der Weg hinauf auf’s Plateau ist steil, der Blick zurück ins Tal umwerfend.
Wir kennen Old Tjikko vom Bild her, aber es ist nicht leicht, ihn auszumachen.
Seinesgleichen gibt es hier oben nur noch ganz vereinzelt.
Es könnte ein jeder von ihnen sein.
Wir entdecken ein Schild. Es weist uns den Weg.
Von Weitem sehen wir, wie sich auch andere Wanderer auf diesen einen Punkt zubewegen.
Manche die Kamera schon gezückt, andere Old Tjikko bereits im Visier.
Man hat ihn - Gott sei Dank - vor seinen Bewunderern geschützt, wenn auch nur durch ein unscheinbares Zäunchen.
Das Hinweisschild ist abmontiert, keine Information also, dafür aber ein paar schöne Sitzgelegenheiten.
Alle, die hier hoch kommen, haben ein Bild von ihm im Kopf.
Alle wissen in etwa, was sie hier erwartet.
Und doch sind alle sichtbar verwundert, wenn sie dann vor ihm stehen.
Wir auch!
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M.R. (Montag, 26 September 2022 16:35)
Wow…!
Herbst-Serie Schweden? Wäre doch was ;-)
Heinz (Montag, 03 Oktober 2022 11:49)
Was für ein wundervolles Erlebnis! Tolle Fotos, starke Farben
Martin (Montag, 10 Oktober 2022 12:25)
Mal wieder sehr schön geschrieben - man fühlt sich förmlich dabei... (die Bilder helfen da natürlich ohnehin... ;-) )
Lasst es euch gut gehen
Martin